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Studien zur Lehrhaftigkeit in den Dramen Christian Weises Plett, Emmi

Abstract

In der Weise-Forschung und in literaturgeschichtlichen Werken findet man oft die Behauptung, dass Christian Weises Dramen didaktisch seien. Diese Studie versucht, erstmalig einen Nachweis der Lehrhaftigkeit in den Dramen des Zittauer Rektors zu er-bringen. Es wurde danach gefragt, was Weise lehrte und wie erestat; das Schwergewicht der Unterweisung lag auf den Methoden der Unterweisung und auf der Exemplifizierung des Tugendideals. Es wurde festgestellt, dass bei Weise der Zögling im Mittelpunkt der pödagogischen Bemühungen steht, und dass der Erziehung dadurch ein pragmatischer Anstrich gegeben wird. Als Schauspieler und Zuschauer erhält der Zgling im Schultheater polyhistorische und politische Bildung, er übt sich in deutscher "Oratorie", er erwirbt Sicherheit "im Auftreten und als Wichtigstes, er lernt Sittlichkeit und Glauben. Die in der Weise-Forschung kaum beachteten drei Bücher über die Tugend sind als eine didaktische "Poetik" behandelt worden. Die Tugend- Lehre war besonders relevant für das Erkennen der Grundsätze Weises, die in dem einfachen Postulat zusammengefasst werden können: liebe Gott, liebe deinen Nächsten, liebe dich selbst. Wie jede lehrhafte Poesie muss sich das Schuldrama durch die Nütz- lichkeit ausweisen - die in der Vermittlung der Lehre liegt. Die Dramen wurden unter dem Doppelaspekt der Vergnügung und Belehrung behandelt. Als typische Elemente der Untenhaltung wurden die lustigen Personen, die Namengebung und das "Agieren" herausgegriffen. Als wichtige Methoden der Unterweisung erwiesen sich lehrhafte Sentenzen, die Ankündigung und Vertiefung moralischer Grundsätze in Prologen und Epilogen, die Allegorie, die Schwarz-Weiss-Darstellung und schliesslich die uralte Technik der Belehrung durch das negative Beispiel. Die Exemplifigierung des Erziehung sideals Weises wurde im politischen und im bürgerlichen Bereich nachgewiesen. In den historischen Schauspielen gestaltet der Schuldramatiker Weise sowohl den machthungrigen als den beispielhaften Politiker. Das historische Drama, dessen Nutzen Weise als "unbeschreiblich" bezeichnet, war im Zittauer Gymnasium sowohl Realunterricht als Vorbereitung für die Staatslaufbahn. In den letzten Dramen tritt der politische Bereich zu gunsten des bürgerlichen zurück. An Stelle der Heldentaten treten bürgerliche Tugenden: Fleiss und handwerkliche Tüchtigkeit, Freundschaft und Frömmigkeit. Besonders im. Körbel-Macher zeichnet Weise Menschen, deren Charakter nicht mehr vom Stand bedingt wird. Die "Glückseligkeit" des Einzelnen und der Gesellschaft wird als Ideal angestrebt. Christian Weise war einer der fruchtbarsten deutschen Dramatiker des 17. Jahrhunderts, und er muss ein idealer Erzieher gewesen sein. In dieser Arbeit wurde versucht zu zeigen, wie die Schriften über Tugend und Politik, die Romane, vor allem aber die Dramen von Weises pädagogischem Ethos - das in praktischen Lebensregeln mündet - durchdrungen ist.

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