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Sprachauffassung und Sprachbehandlung in der dichtung Holderlins Ullmann, Christiane

Abstract

In dieser Arbeit wird versucht, an Hand der Bildbehandlung in Holderlins Gedichten in das Wesen seiner Dichtung einzudringen. Hblderlins Bildbehandlung fusst auf seiner eigenen Sprachauffassung, die ihm eigentumlich ist. Deshalb wurde im ersten Kapitel der Arbeit gezeigt, dass Holderlins phiiosophische Aufsatze eine eigene Erkenntnistheorie, die die Sprache als Instrument der Wirklichkeit ansielit, enthalten. Ausserdem finden sich in diesen Aufsatzen Hinweise auf den Aufbau der Bilder, der "Zeichen", wie Holderlin sie nennt, die dieser Wirklichkeitserfassung dienen. Zur Aus-arbeitung dieser Erkenntnistheorie wurden die Ausarbeitungen von Holderlins Freunden, namlich des jungen Hegel und Isaak Sinclairs zugezogen. In diesem Kapitel iiber Holderlins Sprachauffassung ergibt sich bereits, dass Holderlins "Zeichen" sich im Aufbau andern. Da er ausserdem nicht alle Bilder als "Zeichen" behandelt, wurde fur den Titel dieser Arbeit das allgemeinere Wort "Bild" gewahlt. Aus dem selben Grunde beschaftigt sich das zweite Kapitel mit jenen Gedichten, in denen die Bilder noch keine "Zeichen" im HSlderlinschen Sinne sind. Es konnte hier ausserdem gezeigt werden, dass die frlihen Bildbehandlungen Vorstufen zur eigentlichen "Zeichen-sprache" sind. Wurde im ersten Teil dieses Kapitels ausgefiihrt, wie sich die Einstellung zur Sprache, von der pietistischen, chxistlichen Seelensprache iiber die englisch sensualistische Sympathiensprache bis zu den Anfangen der Zeichensprache wandelt, so wurde im zweiten Teil des Kapitels an Hand des "Sonnenbildes" gezeigt, wie sich die Bildbehandlung durch diese Stufen abwandelt. Das dritte Kapitel beschaftigt sich mit der Bildbehandlung der Zeichensprache. Zunachst wurde auseinandergelegt, wie die Icherkenntnis des Dichters, als Einzelerscheinung in der Wirklichkeit, mit in den Ausdruck des ganzen Zeichens aufgenommen wird. Erst nach diesen Uberlegungen konnte der Aufbau der Zeichen als typisch erkannt werden. Die Icherkenntnis sucht einen ausseren Gegenstand und beschreibt ihn in tiberraschenden Einzelheiten. Dann ubertragt der Dichter die in den Einzelheiten rein sinnlich erkannten Beziehungen, auf "geistige," moralische und religiose, Beziehungen. Diese Beziehungen stellen dann dem menschlichen Ich und der Gesellschaft ihre Aufgaben. In diesem dritten Kapitel wird bereits auf Anderungen in der Zeichensprache und Bildbehandlung, die sich von diesem typischen Aufbau des Bildes unterscheiden, hingewiesen. Im letzten Kapitel wird die Anderung und AuflSsung dieser Zeichensprache beschrieben. Der Versuch die revolutionare Icherfahrung in das iiberspannende Weltbild der Geschichte einzuordnen fuhrt zur "achttragischen" Sprache. In der "achttragischen" Sprache soil das tragische Erlebnis selbst zum Zeichen fiir das All werden. Dieses "Zeichen" ist uberaus kompliziert. Die Bilder, die hierfur benutzt werden, sind nicht mehr einfache, sinnliche Zeichen. Es kommt zum Synkretismus, zum statischen Bild des All, und endlich zu Vergleichen von Einzelerscheinungen, die in der tragischen Icherfahrung nicht einzuordnen, eher Gegensatz als Vergleich, sind. Zur Erlauterung der Zeichensprache im dritten und vierten Kapitel wurden standig wiederkehrende Bilder Holderlins, wie zum Beispiel "Alpen", "Strom", und "Gewitter" benutzt. An Hand des Strombildes wurde im vierten Kapitel gezeigt, wie langsam die ausseren Erscheinungen weniger im Vergleich, als im Gegensatz verwendet werden. Die Beschreihung im Gegensatz befreit jetzt auch die Bilder von der Beschrankung, als Zeichen zu dienen. Aus diesem Grande kommt es in den letzten Altersgedichten oft zur reinen Beschreibung der Erscheinungen. Das konnte besonders an dem "Winterbild" gezeigt werden. Die genaue Beschaftigung mit der Sprachauffassung und Bildbehandlung hat ergeben, dass Holderlin mit seinen Versuchen einer Wirklichkeitserfassung in der Dichtung zwar am Ende scheiterte, aber die dauernden Yersuche fuhrten zu einer Vertiefung der Sprache. Die genaue Erforschung dieser theoretischen Versuche machte ein grdsseres Verstandnis der Bilder und folglich der gesamten Dichtung Holderlins mbglich.

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